WoidG´sicht: Susanne Glanzner
Ja, sie ist eine hübsche junge Dame. Susanne Glanzner bedient somit schon einmal dasjenige Klischee, das Königinnen im Allgemeinen vorauseilt. Den blaublütigen sowieso - vielmehr aber noch den temporären: den Bier-, Wein- und auch Glasköniginnen. Die 30-Jährige gehört zur letzteren Gruppe, trägt den royalen Titel "Glaskönigin" der Stadt Zwiesel seit Juli dieses Jahres. Und das vollkommen zurecht - nicht nur wegen ihres Äußerem. Denn die gebürtige Mittelfränkin hat auch so viel mit dem Werkstoff Glas zu tun.
Um in der Glasstadt Zwiesel die Glasschule besuchen zu können und Glaskönigin zu werden, hat "Susa" Glanzner ihr komplettes Leben mal eben so auf den Kopf gestellt. Wobei das in ihrem Fall wohl keine aufsehenerregende Sache ist. Geboren und aufgewachsen in Höchstadt an der Aisch (Mittelfranken) wählte sie zunächst jedoch den gediegenen Werdegang: Wirtschaftsschule, Ausbildung. Sie absolvierte eine Lehre als Marketingkauffrau. Ein Schlüsselmoment, der sie zu dem Schluss kommen ließ:
"Ich bin zu zappelig für das Büro."
Susanne Glanzner hat ein vereinnahmendes Wesen, sie redet gerne und viel - ohne dass es für das Gegenüber zu anstrengend wird. Man merkt ihr eine gewisse Unruhe im positiven Sinne an. Sie ist ein lebensfroher Mensch, der offen ist und sein eigenes Ding machen will. Dass sie gerne reist und neues entdeckt, passt in dieses Schema. Genauso wie die Tätigkeit, die sie nach der Marketing-Erfahrung und vor der Glas-Leidenschaft, ausübte: Die Fränkin war als Bedienung auf Volksfesten im gesamten süddeutschen Raum unterwegs - mitunter auf dem Oktoberfest, auf dem Cannstatter Wasen oder bei der Erlanger Bergkirchweih.
Der Trubel, der Stress, die vielen Menschen, die enorme Lautstärke, Eindrücke noch und nöcher - Susanne Glanzner fühlte sich wohl in dieser Rolle. "Mir war aber klar, dass ich das nicht ewig machen kann - vor allem aus physischen Gründen", erklärt die zierliche Frau. Hinzu kam die Corona-Pandemie, die den Gastronomie-Bereich komplett zum Erliegen brachte. Wie so oft hatte sie jedoch keine konkreten Pläne im Kopf, sondern ließ das Leben einfach auf sich zukommen. "Nach einem Volksfest-Einsatz war ich komplett fertig. Dennoch war es mir Zuhause zu still. Per Zufall bin ich dann bei YouTube über ein Video, in dem Glas geblasen wird, gestolpert."
"Und von da an war es um mich geschehen"
Während sich Gleichaltrige Netflix-Serien in Dauerschleife reinziehen, schaute Susanne Glanzner stundenlang Glas-Videos. "Allein schon die Tatsache, dass man Glas innerhalb von wenigen Minuten in das genaue Gegenteil verwandeln kann, begeistert mich." Zudem reizt sie das Fragile, das Verletzliche des für den Bayerischen Wald so typischen Materials. Im Raum stand aber auch, dass die 30-Jährige den Beruf der Physiotherapeutin erlernen kann. "Dann war ich aber knallhart ehrlich zu mir und habe festgestellt, dass ich was mit Glas machen will."
Spontan rief sie in der Glasfachschule an. Und genauso spontan sicherte sie sich dort einen der begehrten Plätze. Dass dieser Schritt mit einem Umzug in den Bayerwald verbunden war, darf mehr oder weniger als "Kollateralschaden" betrachtet werden. "Da kam mir wohl entgegen, dass ich nicht so beständig bin - oder war", blickt sie zurück und schmunzelt über sich selbst. Dass sie am Ende in Zwiesel landete, war dem Umstand geschuldet, dass es dort eine der wenigen Glasfachschulen überhaupt gibt.
Es entpuppte sich als eine Reise ins Ungewisse, als die Mittelfränkin sich auf in ihr Woid-Abenteuer machte. Und es war Liebe auf den ersten Blick. "Vorher kannte ich den Bayerischen Wald ja nur als Urlaubsziel", erinnert sie sich. "Als ich diesen Landstrich aber besser kennenlernte, wusste ich, dass ich hier bleiben möchte." Dass diese Worte nicht einfach so dahin geplappert sind, beweist die Tatsache, dass sie ihren Freund davon überzeugen konnte, ebenfalls im Landkreis Regen dauerhaft sesshaft zu werden. Gleichzeitig legte sich die bis dato recht wechselhafte junge Frau endgültig auf einen Wohnort und einen Beruf fest. Eine für sie schier gigantische Entscheidung, die sich bis heute durchgehend richtig anfühlt.
Denn in Zwiesel in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) kann sie nicht nur ihrer Leidenschaft, die sie nun zu ihrem Beruf gemacht hat, nachgehen. Sie hat auch zu sich selbst gefunden, wie sie sagt. Die Suchende hat das geschafft, was sie selber nie erwartet, hätte: Sie hat gefunden! Und im Gegensatz zu vielen Vorurteilen stellt sie fest: "Die Waidler sind offen, nahbar und einfach liebe Menschen, was mir sehr entgegenkommt. Hier ist man gleich per Du. In meinem Herkunftsort war das nicht so. Da waren alle eher etwas distanziert." Ihr fallen spontan noch zwei weitere Eigenschaften zu ihrer neuen Heimatregion ein, die da lauten:
"heimelig und schön"
Ihre erste Ausbildung zur "Assistentin für Produktdesign" hat sie bereits erfolgreich absolviert, jetzt will sie noch den "Glasmacher" dranhängen. Und Glaskönigin - gewählt von einer Jury bestehend aus Vertretern der Stadt sowie der FNBW - ist sie nun auch bis 2025. Ihre Aufgaben dabei: "Zunächst einmal bin ich repräsentativ im Einsatz. Ich soll aber auch Reden halten, um das Image des Glases wieder zu verbessern." Durch die Schließungen einiger Produktionsstätten hätte sich nämlich ein "gewisser Pessimismus" breit gemacht.
"Das muss aber nicht sein. Denn das Glas im Bayerwald lebt."
Die Neu-Waidlerin selbst ist einer der lebenden Beweise dafür...
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