Woidgsichter

WoidG´sicht: Alexandra von Poschinger

Sie ist ein Freigeist, deren Gedanken keine Grenzen kennen. Das geschriebene Wort ist ihr Sprachrohr. In ihren Texten transportiert Alexandra von Poschinger ihre Vorstellungen, Ideen und Meinungen.
Wie die gebürtige Passauerin plötzlich zur Baronin wurde und nach Frauenau kam und wo in der Welt sie sonst noch zuhause ist, erzählt sie im Interview.

An prominenten Einflüssen fehlt es nicht. Ihr Stiefvater ist der einstige Landtagsabgeordnete Max Brandl, ihr Ehemann gehört dem Adelsgeschlecht der Poschingers an. Es wäre also einfach gewesen, sich als „Politiker-Tochter“ oder „Frau Baronin“ zurückzulehnen und das Leben auf sich zukommen lassen. Doch das wollte Alexandra von Poschinger nie. Und zwar nicht, weil sie sich bewusst gegen entsprechende Schablonen wehren wollte. Sondern vielmehr, weil die 50-Jährige ein Freigeist ist, dessen Gedanken keine Grenzen kennen - und der sich selbst verwirklichen will. Das Werkzeug, mit dem sie ihre Vorstellungen, Ideen und Meinungen hinaus in die Welt transportiert, sind seit jeher die Worte. Und das, obwohl ihr die Schreiberei wissentlich nicht in die Wiege gelegt worden ist.

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Zunächst war das Leben der jungen Alexandra von schier unendlicher Freiheit bestimmt - damals eine Normalität, die in der Gegenwart fast schon verherrlicht wird. Ihre Kindheit verbrachte sie meist bei den Großeltern bei Neukirchen vorm Wald, frei nach dem Motto: "Wenn's finster wird, bist daheim."

Es war wie Bullerbü.

Eine unendlich schöne Zeit.

Sie durfte Kind sein. Und anschließend hatte sie genug Zeit, um ihren eigenen Weg zu finden. Nach dem Abitur - "Mein Deutschlehrer gab mir den Tipp, nichts mit Sprache zu machen" - studierte sie Germanistik und Geographie. "Zuhause habe ich erzählt, ich werde Lehrer. Das war vor allem für meine Mama beruhigend. Doch ein konkretes Ziel hatte ich damals noch keins." Wie so oft half der Zufall - wobei sie als junger Erwachsener die Möglichkeit hatte, diesen auch zu nutzen. Durch eine Freundin, die dank der Kapfinger-Stiftung ein Stipendiat bekommen hat, wurde sie auf Ausbildungsmöglichkeiten bei der Passauer Neuen Presse aufmerksam, wo sie ein Volonatariat duchlief.

Und Alexandra, die damals noch Kolbeck hieß, fand auf diese Weise Gefallen am Journalismus. "Ich war aber noch nie der knallharte Nachrichten-Redakteur, obwohl ich ein politischer Mensch bin." Vielmehr wurde das Feuilleton, also der Kulturteil einer Zeitung, zu ihrer Leidenschaft. In dieser Funktion half die gebürtige Passauerin mit, das Format "Menschen in Europa" aufzubauen. Eine erfüllende Tätigkeit. Aber der Freigeist wusste immer, dass da noch mehr kommen wird - und muss. Sie hatte sich noch nicht ganz selbst gefunden, was jedoch ihr unausgesprochenes Ziel war.

Alexandra von Poschinger probierte sich deshalb zunächst bei "Atelier & Friends" in Grafenau aus, wo der inzwischen verstorbene Chef Lothar Nebel zu ihrem großen Mentor avancierte. Dort war sie unter anderem an der Entstehung des Emerenz-Meier-Hauses in Schiefweg beteiligt. Die Ausarbeitung derartiger Kulturprojekte, darunter allen voran die Museumsgestaltung, stellte ein weiteres Puzzlestück hin zum gewünschten Gesamtbild dar. Dieses wurde dann ab 2012 immer offensichtlicher: Vor gut zehn Jahren machte sie sich selbstständig, als Journalistin und Buchautorin, die auch an der Akademie Faber-Castell doziert.

"Ja", sagt Alexandra von Poschinger auf "Rentiert es sich?" - wohl die Frage aller Fragen. "Ich hatte von Anfang an viel Arbeit." Zunächst hatte sie sich mit dem Verfassen von klassischen Werbetexten eine Basis erarbeitet, die nicht nur für einen finanziellen Grundstock sorgte, sondern auch gewisse Türen zu ihrer Kultur-Leidenschaft öffnete. Der vorläufige Höhepunkt: Das „Hinterglaseum“ in Schönbrunn am Lusen, als dessen Geburtshelferin sie fungierte. Das Leben zwischen den Welten - der faktischen als Journalistin, der fiktiven als Buchautorin - ist genau das Ihrige. Alexandra von Poschinger wusste lange nicht, dass es so ist, nun fühlt sie sich aber angekommen.

Und das ist nicht nur beruflich der Fall, sondern auch privat. Sie lebt und arbeitet abwechselnd in München und Frauenau - ohne erkennbare Regelmäßigkeit. "Manchmal brauche ich die Einflüsse der Großstadt, manchmal die Ruhe auf dem Land." Generell ist der Bayerischer Wald zu ihrer Heimat geworden. Nicht nur als Postanschrift, sondern auch als Gefühl. Vordergründig ist sie wegen ihres Mannes nach Frauenau gezogen, ohne dass dies allerdings verpflichtend gewesen wäre. Sie hat sich nicht nur in einen Waidler verliebt, sondern auch in den Woid. Wobei sie Ostbayern nicht nur durch die rosarote Brille sieht, sondern durchaus auch kritisch betrachtet.

Seit jeher machte sie einen "gewissen Minderwertigkeitskomplex" bei den Hiesigen aus, der sie stört bzw. den sie nicht nachvollziehen kann. Denn: "Der Waidler ist nicht zurückgeblieben. Er muss sich auch nicht zurücknehmen im Vergleich zu anderen. Aber das ist wohl ein Generationenthema. Aus meiner Sicht ist der Woid hip." Als temporäre Reiseführerin im Nationalpark bestätigt sich ihr Eindruck, wenn ihr Touristen aus aller Welt vorschwärmen, "wie toll der Bayerischer Wald dasteht".

Dies dürfe man, so ihre Überzeugung, auch selbstbewusst nach außen transportieren. Am besten mit einer eigenen Idee - und nicht dem Abkupfern von Top-Destinationen wie Südtirol oder dem Salzkammergut. "Zeit, Geist, Raum - diese Faktoren soll unsere Region aus meiner Sicht besser hervorheben", ist Alexandra von Poschinger überzeugt, ohne darauf weiter einzugehen. Denn eine weitere Ausarbeitung dürfte nicht übers Knie gebrochen werden, nur um ein Ergebnis in Händen zu halten.

"Eine Identität muss wachsen."

Genauso wie eine Persönlichkeit wachsen muss, was bei der Bayerwald-Botschafterin definitiv der Fall ist. Und ja, natürlich war ihr Stiefvater ein ehemaliges Landtagsmitglied. Genauso kann sie nicht abstreiten, dass sie 2014 einen Adeligen geheiratet hat und sich seitdem offiziell "Alexandra Freifrau Poschinger von Frauenau" nennen darf. Ein damit verbundener Status oder Titel sind ihr jedoch egal. Für sie zählt nicht ein Name, eine besondere Vergangenheit oder eine gewisse Tradition. Schablonen sind nicht ihr Ding. Denn sie ist ein Freigeist. Aus Überzeugung, aber ohne besonderen Fokus darauf...